Gedicht übers Bewahren
Gott bewahre meine Haare
Als ich das sagte Jahre
ist es her
Da grämte ich mich sehr
Denn auf dem Kopf
der Schopf
er schwand dahin
Betrübter Sinn
war dieses Umstands Folge
zumal Erfolge
den Haarverlust zu mindern
unterblieben wie bei Indern der Verzehr von Rindern.
So ist das halt mit dem Bewahren
und das nicht nur im Fall von Haaren
Die Schönheit sie soll ewig währen
der Verfall uns Frist gewähren
Und spielt der liebe Gott nicht mit,
dann bringt man ihn halt fix in Tritt
mit Haar in Form von Transplantaten
und Brüsten voll mit Implantaten
mit aufgespritzten Schmollmundlippen
und allen Fetts entsaugten Rippen
Der Kampf im Dienst der Eitelkeit
steckt freilich voller Peinlichkeit
Denn mögen wir auch noch so streben
nach end- und makellosem Leben
So kriegt uns letztlich doch die Zeit
mit all ihrer Vergänglichkeit
Drum sag ich’s laut in Eure Ohren
Am klügsten sind Restauratoren
Sie wissen’s schon seit eh und je
Was heute Matsch war gestern Schnee
Und was im Frühling uns gefiel
hat nur den welken Herbst als Ziel
Drum übe man Gelassenheit
im Umgang mit der Macht der Zeit
… und willst Du ihr ein Schnippchen schlagen
sollst Du den Restaurator fragen…
Martin Geist 24. April 2015